Wie wohnen wir nachhaltig(er)?

Die Wohnbau GmbH Prenzlau hat es geschafft – ihre erste CO2e-Bilanz steht! Ein wichtiger Meilenstein, den wir – The Future Living – begleitet haben.  Ivo Richter berichtet, welche Schwierigkeiten, Überraschungen und Möglichkeiten der Wohnungsbau in Punkto Reporting, aber auch in sozialer und struktureller Nachhaltigkeitsentwicklung, hat. Die Wohnwirtschaft birgt da ihre ganz eigenen Besonderheiten. Sein Appell an andere KMU’s: Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern Zukunftsverantwortung und beginnt mit dem ersten Schritt.

Erfahrungen zum CO2e-Kurs bei The Future Living

The Future Living: Wie schwierig oder einfach war der Einstieg in die CO2e-Bilanzierung für Ihr Unternehmen? Gab es dabei Überraschungen oder Aha-Momente, die auch aus Ihrer Bilanz hervorgehen?

Ivo Richter: Der Einstieg war relativ einfach. Die Wohnungswirtschaft hat den Vorteil, dass schon viel durch Wärmemengen-, Gas- und Stromzähler gemessen wird. Die Datenlage für Scope 1 und Scope 2 Emissionen sind gut. Ein Aha-Moment trat bei dem Umfang der Betrachtung von Scope 3 Emissionen auf. Der Erfassungsaufwand ist hoch und die Datenlage schlecht, ob sich daran etwas ändern wird, kann nur die Zukunft zeigen.

The Future Living: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt, um die CO2e-Emissionen Ihres Unternehmens zu senken?

Ivo Richtier: Wir haben als Unternehmen schon eine Vielzahl an Maßnahmen vorgenommen. Durch die Umstellung von Gas- und Öl-Heizungen auf Fernwärme können bereits jährlich ca. 80,5 t CO2e eingespart werden. Auch Gas-Durchlauferhitzer zur dezentralen Warmwasserversorgung werden sukzessive gegen elektrische ausgetauscht. Aktuell wurden bereits ca. 27,5 % erneuert. In der „Winterfeldtstr. 5“ wurde ein bestehendes Gebäude komplett saniert und energetisch aufgewertet. Und die nächsten Maßnahmen sind schon geplant.

The Future Living: Welche Botschaft würden Sie anderen KMU mitgeben, die noch am Anfang ihrer Nachhaltigkeitsreise stehen?

Ivo Richter: Das Thema Nachhaltigkeit wird uns in der Zukunft begleiten und sollte nicht als „Modeerscheinung“ abgetan werden. Unter dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 sind Maßnahmen zu planen und Entscheidungen zu treffen. Auch wenn die Herausforderung groß scheint. Es existieren viele Angebote zur Unterstützung, die es sich lohnt anzunehmen.

Nachhaltigkeit als Beitrag für Mensch, Gemeinschaft und Region

The Future Living: Nachhaltigkeit ist mehr als nur Treibhausgase: Wie sieht für Sie eine „nachhaltige Nachbarschaft“ aus und welchen Beitrag kann ein Wohnungsunternehmen dazu leisten? Wie gehen Sie das an?

Ivo Richter: Als kommunales Wohnungsunternehmen gehören „Gesellschaftliche Verantwortung“ und „Respekt und Wertschätzung“ zu unseren Unternehmenswerten. Wir beteiligen uns daher intensiv am gesellschaftlichen Zusammenleben, unter Anderem durch unser jährliches „Igelfest“ mit kostenfreien Attraktionen für Kinder. Hinzu kommen viele weitere Feste und Aktivitäten, an denen sich die Wohnbau GmbH Prenzlau beteiligt. Mit Sponsoringverträgen werden zudem regionale Vereine unterstützt. Wir verleihen kostenfrei Hüpfburgen und zeichnen jährlich besonders gute Nachbarn aus. Das ist nur ein Ausschnitt der Tätigkeiten, wie Sie sehen ist die Liste an Möglichkeiten lang.

The Future Living: Ihr Unternehmen ist tief in Brandenburg verwurzelt – inwiefern beeinflussen regionale Besonderheiten, lokale Gemeinschaften oder das Verhältnis zur Region Ihre Entscheidungen im Bereich Nachhaltigkeit?

Ivo Richter: In der Stadt Prenzlau herrscht eine sehr gute kommunale Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Das ermöglicht es gemeinsam Dinge anzuschieben und die Stadt zu verbessern. Aktuell zeigt sich das auch besonders im Bereich der kommunalen Wärmeplanung, hier gehen die Interessen der Akteure und langfristige Strategien Hand in Hand.

The Future Living: Ihr Unternehmen ist durch große Umbrüche – insbesondere die Zeit nach der Wende – gegangen. Welche Erfahrungen aus dieser Zeit prägen Ihr heutiges Handeln im Bereich Nachhaltigkeit?

Ivo Richter: Die Wohnungswirtschaft ist „träge“. Fehlentscheidungen fallen nicht immer sofort aus, wirken aber langfristig. Das lehrt uns Risiken wie steigende CO2-Preise ernst zu nehmen, und frühzeitig die richtigen Weichen zu stellen.

Weiterentwicklung, Austausch und Zukunftsperspektiven

The Future Living: Woher beziehen Sie Impulse für (nachhaltige) unternehmerische Weiterentwicklung? Gibt es Vorbilder, Netzwerke oder Projekte, an denen Sie sich orientieren?

Ivo Richter: Als Mitglied im BBU und dem GDW ziehen wir viel Input aus der Vereinsarbeit. Dabei haben wir als Unternehmen den Anspruch selbst Vorreiter zu sein, dass gilt neben der Digitalisierung und zum Beispiel den Einsatz von KI auch für eine nachhaltige Entwicklung.

The Future Living: Welche Perspektive, die aus Ihrer konkreten Erfahrung als brandenburgisches KMU im Wohnungsbau kommt, würden Sie sich stärker im bundesweiten Nachhaltigkeits- und Wohnungsbaudiskurs wünschen?

Ivo Richter: Die Wohnungswirtschaft allgemein wünscht sich mehr Ehrlichkeit und Sicherheit seitens der Politik. Mit dem Klimaschutzgesetz wurde ein Rahmenplan gegeben, der auch im Grundgesetz verankert wurde. Allerdings wird selten gesagt, dass Klimaschutz auch Geld kostet. Zudem werden die ländlichen Regionen mit ihren Besonderheiten oft in der großen Planung vernachlässigt.

The Future Living: Stellen Sie sich vor, es ist 2035. Worüber würden Sie heute gerne schmunzeln und sagen: „Gut, dass wir damals drangeblieben sind“?

Ivo Richter: Bis 2035 sollten viele der geplanten Maßnahmen umgesetzt und die Abhängigkeit vom Gas weitestgehend reduziert sein. Sollte der CO2-Preis in den prognostizierten Höhen liegen, werde ich mich freuen diese Entwicklung vorangetrieben zu haben.

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